Gespannt wartet die Branche auf den Entwurf einer Apothekenreform, der in den kommenden Wochen vorliegen soll. Der Verband innovativer Apotheken (via) setzt sich unter anderem dafür ein, dass im Zuge der Reform auch die Impfbefugnisse der Apotheken ausgeweitet werden.
DAZ-online, 08.08.2025, Spätestens im Herbst will Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) ihre Ideen für eine Apothekenreform präsentieren. Vieles ist bereits im Koalitionsvertrag angelegt – etwa eine Anhebung des Fixums auf 9,50 Euro und die Weiterentwicklung des Apothekerberufs zum Heilberuf. Doch die Branche weiß, dass Papier geduldig ist. Was letztlich im Referentenentwurf stehen und in welcher Form das Parlament die Reform verabschieden wird, ist ungewiss.
via: Impfbereitschaft allein reicht nicht aus
Der Verband innovativer Apotheken (via) hat klare Vorstellungen davon, welche Regelungen die Reform unbedingt beinhalten sollte. Dazu zählt eine Erweiterung der Impfbefugnisse für Apotheken. „Die Apotheken haben in den vergangenen Jahren eindrucksvoll gezeigt, dass sie impfen können – kompetent, sicher und patientennah“, sagt der via-Vorstandsvorsitzende Benedikt Bühler. Nun sei es an der Zeit, diesen Service weiter auszubauen. „Denn klar ist: Eine breite Impfbereitschaft allein reicht nicht aus – wir brauchen auch leicht zugängliche Impfangebote!“
In einer Mitteilung verweist via auf die Schweiz: Dort impfen Apotheken demnach nicht mehr nur gegen Grippe und COVID-19, sondern zum Beispiel auch gegen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Der Erfolg sei messbar, betont der Verband: „Die Impfquoten steigen, sobald Apotheken einbezogen werden“, weiß Bühler. „Das sollten wir uns auch in Deutschland zunutze machen.“
Delegation von Impfungen auch in Apotheken
Aus diesem Grund fordert via „eine konsequente Weiterentwicklung der Impfkompetenz der Apotheken – fachlich, rechtlich und organisatorisch“. Impfungen sollten aus Sicht des Verbands wie in Arztpraxen auch in Apotheken delegierbar sein. „Zudem muss die starre Altersgrenze von 18 Jahren dringend überdacht werden“, unterstreicht Bühler. Maßgeblich solle die Empfehlung des Robert Koch-Instituts (RKI) sein, nicht eine pauschale Altersvorgabe, meint er. Denn gerade in Regionen mit wenigen Kinderärztinnen und -ärzten seien Apotheken oft der einzige niedrigschwellige Zugang für junge Menschen, wenn es um wichtige Schutzimpfungen geht.
Es gehe nicht um einen Verdrängungswettbewerb mit der ärztlichen Versorgung, hebt der via-Chef hervor, sondern um „eine niederschwellige Ergänzung zum Wohle der Patientinnen und Patienten. Apotheken stehen bereit, ihren Beitrag zum Gesundheitsschutz zu leisten – jetzt liegt es an der Politik, die Weichen zu stellen und bürokratische Hürden abzubauen!“
Mit diesem Vorstoß dürfte via im Bundesministerium für Gesundheit auf offene Ohren stoßen – zumindest beim parlamentarischen Staatssekretär Georg Kippels (CDU). Erst kürzlich ließ er bei einer Podiumsdiskussion des Impfstoffherstellers MSD durchblicken, eine gewisse Sympathie für die Idee zu hegen, alle Totimpfstoffe auch in Apotheken verabreichen zu lassen.
Deutsche Apotheker Zeitung
Christina Grünberg (gbg), Apothekerin, Betriebswirtin (IWW)