Fazit aus AVP Insolvenz

Berlin, 25.09.2020. “Was z.B. in Dänemark geht, sollte hier doch auch gehen: der Datensatz des abgegebenen Medikamentes wird bei Rezeptbelieferung direkt an die Krankenkasse gesendet – und das Geld tagesaktuell der Apotheke überwiesen,” konstatiert Arndt Lauterbach, Vorstand via. “Hier in Deutschland dauert die Vergütung über die Rechenzentren bis zu 7 Wochen – und das Abstruse: der Apotheker „darf“ diesen Service bezahlen. Denn über die Jahrzehnte wurde systematisch ein solch bürokratischer Moloch erschaffen, der voll auf Kosten der Leistungserbringer, also die Apotheken geht. Beispiellos – in welcher Branche gibt es das sonst noch?” wettert Lauterbach.“ Und nun der worst case: das treuhänderisch verwaltete Geld wird nicht nur gekürzt, sondern veruntreut!“

Deshalb die Forderung von via: Abrechnung direkt! „Es kann einfach nicht richtig sein, dass man ein Abrechnungssystem so verkompliziert, dass die Apotheke als eigentlicher Leistungsträger es finanzieren muss und wie die Pleite des Dienstleisters AVP zeigt, das komplette Ausfallrisiko trägt!“

Zum Hintergrund: in Deutschland rechnen die Apotheken über sogenannte Rechenzentren ab. Diese holen die Rezepte ab, prüfen sie und rechnen dann mit den Kassen ab. Je nach Vertrag erhalten die Apotheken eine erste Abschlagszahlung in der ersten, eine zweite in der dritten Woche des Folgemonats. Die Rezepte gehen dann zu den Kassen – dort werden sie mit viel Personal in einem monatelangen Prozess auf formale Fehler  der Apotheken erneut geprüft. Ein “aufgeblähtes System”, so Lauterbach. Über Rabattverträge, Herstellerabschläge, Verwendung von „Codes“ wie z.B. „pharmazeutische Bedenken“, „aut-idem“, „nicht lieferbar“ führt dies bei vergessenem Andruck zu rückwirkenden Retaxationen – die „praktischerweise“ auch direkt vom Rechenzentrum dem Apotheker mit der nächsten Abschlagszahlung abgezogen werden. Der darf dann wiederum Einspruch erheben – und die Prüfung geht erneut los. “Völlig absurd – völlig uneffektiv!“, so Lauterbach.

via steht mit rund 300 Apotheken für den aktiven Dialog vor Ort als auch für bundesweite Modellprojekte zur Verfügung. „Diese Überregionalität und Unabhängigkeit können andere Organisationen nur schwerlich abbilden,“ so das Vorstandsmitglied.

Ihr Ansprechpartner

Dr. Ann-Kathrin Gräfe-Bub
akgb@via.health

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