via will pDL entfesseln.
DAZ-online, 12.08.2025, Gut drei Jahre nach ihrer Einführung haben die pharmazeutischen Dienstleistungen noch immer nicht den Stand in der Versorgung, den sich Politik und Apothekerschaft gewünscht hatten. Der Verband innovativer Apotheken fordert jetzt, die Rahmenbedingungen so anzupassen, dass die pDL endlich in Schwung kommen können.
Theorie und Praxis wollen manchmal nicht so recht zusammenpassen. So ist es auch bei den pharmazeutischen Dienstleistungen: Viele Jahre hatte die Apothekerschaft dafür gekämpft, endlich abrechnungsfähige Angebote schaffen zu können, mit denen sie sich als Heilberufler profilieren und ein Stück weit unabhängig machen können von der Belieferung ärztlicher Verschreibungen. Inzwischen steht die Tür offen – doch nur ein Bruchteil der Apotheken in Deutschland bietet tatsächlich pharmazeutische Dienstleistungen an.
Kein Extra, sondern die Zukunft der Apotheken
Der Verband innovativer Apotheken (via) will nicht länger zusehen, wie der Berufsstand diese Chance verstreichen lässt. „Pharmazeutische Dienstleistungen (pDL) sind kein ‚Extra‘, sie sind der Schlüssel zur Zukunft der Apotheken“, sagt der via-Vorstandsvorsitzende Benedikt Bühler. Mit Blick auf die Apothekenreform, an der das Bundesministerium für Gesundheit derzeit tüftelt, stellt der Verband nun zwei zentrale Forderungen auf:
- Eine deutliche Ausweitung des Leistungskatalogs, gesteuert durch eine unabhängige nicht GKV‑dominierte Kommission. „Es kann nicht sein, dass die Krankenkassen mit ihrer 150-Millionen‑Umlage das Sagen haben“, betont via in einer Mitteilung. Der Katalog müsse patientenorientiert und evidenzbasiert gestaltet werden, wie es via bereits mehrfach in gefordert hatte.
- Abrechnung auf Augenhöhe wie bei Ärzten. „Stoppt diese umständlichen Datenschutz-Hürden: drei Unterschriften für eine Blutdruckmessung? Das ist Gängelei“, meint via. „Apotheken müssen genauso abrechnen können wie Ärzte – digital, über Karte und Kennziffer, ohne bürokratischen Overkill. Transparenz, Vertrauen und schnelle Abrechnung sollten Standard sein!“
Von starren Verhandlungen zwischen Kassen und Apothekerschaft hält via nicht und schlägt ein alternatives Verfahren vor: „Ein unabhängiges Gremium entscheidet über den pDL-Katalog, basierend auf Nutzen, Evidenz und Patientenwohl – nicht reglementiert durch die GKV.“ Die Abrechnung müsse funktionieren wie bei Ärzten: „Kartenzahlung, eindeutige Kennziffern und sofortige Rückmeldung – fertig. Keine drei Unterschriften mehr, kein Papierkrieg.“
Via-Mitglieder implementieren pDL erfolgreich
Die Kritik, das Erbringen pharmazeutischer Dienstleistungen sei für die Apotheken zu aufwendig, lässt via nicht gelten. „Unsere Mitglieds-Apotheken implementieren Medikationsanalysen, Inhalativaschulungen und Blutdruckchecks bereits erfolgreich und erhöhen dadurch Therapietreue und Patientensicherheit.“ Bühler unterstreicht: „Es ist höchste Zeit, den vollen Nutzen pharmazeutischer Dienstleistungen zu entfesseln – für Patienten, Apothekern und das gesamte Gesundheitssystem. Via steht bereit und erwartet, dass Politik und GKV endlich handeln.“
Deutsche Apotheker Zeitung
Christina Grünberg (gbg), Apothekerin, Betriebswirtin (IWW)